Vorgehen
Zu den oben genannten Themen gibt es einige Vorstudien und Empfehlungen für die Praxis. Sie befassen sich jedoch ausschließlich mit Jugendlichen aus der Perspektive von Fachleuten, wobei sie meist nach ihrem Wohlbefinden befragt werden. In unserer Studie nehmen wir die Jugendlichen als Expert:innen sowohl für ihr Freizeitumfeld als auch für ihre Vorstellungen und Wünsche zu dessen Entwicklungsprozessen ernst. In diesem transdisziplinären Projekt stehen sie auf Augenhöhe mit den Fachleuten der Planung, Entwicklung und Pflege des städtischen Raums und mit uns als Wissenschaftler:innen.
Das Projekt behandelt diese Themen mit qualitativen Methoden der Sozialforschung. Es folgt dem Paradigma der Grounded Theory in ihrer Weiterentwicklung zur Situationsanalyse. Es werden kreative Methoden in der Arbeit mit Jugendlichen eingesetzt und problemzentrierte Interviews mit Fachkräften geführt. Die Materialien werden mit Hilfe der Inhaltsanalyse qualitativ ausgewertet. Menschliche und nicht-menschliche Elemente wie Orte und Diskurse wurden in periodische Situationsanalysen integriert. Ein intersektionaler Blick auf die Jugendlichen ermöglicht es, vielfältige Formen von Druck und Raumbedürfnissen aufzuzeigen. Aus diesen Erkenntnissen wurden Empfehlungen für die Gestaltung urbaner Orte und für partizipative Entwicklungsprozesse abgeleitet. Darüber hinaus unterstützt ein interdisziplinäres und internationales Sounding Board die Reflexion der Ergebnisse und Methoden. Der Forschungsprozess wird durch eine transdisziplinäre Workshopreihe unter Einbeziehung aller Beteiligten strukturiert.
Die Beteiligung von Jugendlichen am gesamten Forschungsprozess verspricht tiefere Einblicke in das Forschungsfeld als es Studien „über Jugendliche“ behaupten. Die Analyse der Entwicklung der Pandemie dürfte wertvolle Informationen über die Pandemie-Resilienz des städtischen Raums liefern, eingebettet in die Anforderungen einer nachhaltigen Stadtentwicklung. Dank der Beteiligung von Fachleuten am Forschungsprozess ist das so gewonnene und gemeinsam produzierte Wissen direkt auf ihre Herausforderungen ausgerichtet und kann sofort angewendet werden. Die Reflexion der angewandten Methoden soll sowohl für die Wissenschaft als auch für die Praxis Hinweise für zukunftsorientiertes Handeln unter Krisenbedingungen geben.